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Zukunftswald Rohr – bayernweit größtes Waldumbauprojekt

Waldbesitzer, Jäger und Förster: gemeinsam für naturnahe, stabile Wälder

Rohr, Landkreis Roth. Vor drei Jahren haben über 30 Privatwaldbesitzer südwestlich von Rohr das bislang größte Waldumbauprojekt in den Privatwäldern Bayerns auf den Weg gebracht. Auf Einladung der BN Ortsgruppe Rohr und der Jagdgenossenschaft Rohr sowie des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth machten sich Bürgermeister Felix Fröhlich und Mit-glieder des Rohrer Gemeinderates sowie zahlreiche interessierte Bürger ein aktuelles Bild vom Waldumbauprojekt „Zukunftswald Rohr“. Auf über 60 Hektar wurden in die Kiefernwälder mehr als 220.000 Bäumchen, zumeist Buchen gepflanzt, die sich auf großen Flächen auch ohne Zaunschutz sehr gut entwickelt haben. Daraus sollen künftig Mischwälder entstehen, die an die Klimaerwärmung angepasst sind.

 

11.12.2014

Bayernweit im Privatwald größtes Waldumbauprojekt „Zukunftswald Rohr“

Die Förster Christoph Kassian und Peter Helmstetter erläuterten die Entstehung des zukunftsweisenden Waldumbauprojektes. Vorrangiges Ziel dabei war es Mischwälder großflächig und weitgehend ohne Zäune nachzuziehen. Peter Helmstetter war es als hauptverantwortlichen Beratungsförster frühzeitig gelungen, die Vertreter der Waldbesitzer und die verantwortlichen Jäger für den großflächigen, zaunfreien Waldumbau zu gewinnen: so wurde auf über 60 Hektar die immense Pflanzenzahl von über 200.000 Buchen gepflanzt, die vom Rehwild nicht so stark verbissenen werden. Vor der Pflanzaktion fand auf den meisten Flächen noch eine Durchforstung statt. Dadurch bekommen in den zuvor dichten Wäldern die verbleibenden Bäume mehr Platz und die jungen Pflanzen das notwendige Licht zum Wachsen. Waldbesitzer Erwin Lämmermann hatte sich wie über 30 weitere Waldbesitzer an den Pflanzungen beteiligt. Er erläuterte die durchgeführten Pflanzmaßnahmen und die danach er-folgten Pflegearbeiten. Die Teilnehmer des Waldbegangs konnten sich davon überzeugen, dass sich die gepflanzten Buchen auf dieser und den benachbarten Flächen ohne Zäunung sehr gut entwickelt haben. Kassian lobte das Projekt „Zukunftswald Rohr“ als vorbildlich. Das aktuell größte Waldumbauprojekt im Privatwald in Bayern wird mittlerweile von vielen interessierten Waldbesitzern und Förstern aus ganz Bayern besucht. Denn in vielen Privatwäldern Bayerns bereitet es nach wie vor große Schwierigkeiten Anpflanzungen ohne Zaunschutz aufzuziehen. Für Waldbesitzer rechnet sich ein derartiges Waldumbauprojekt auch finanziell – in mehrfacher Hinsicht. Zum einen werden Einnahmen aus dem Holzverkauf erzielt, zum anderen werden die Pflanzkosten von staatlicher Seite finanziell gefördert und auf den teuren Zaun kann in den meisten Fällen verzichtet werden.

 

Gute Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzern und Jägern als Erfolgsfaktor

Die verantwortlichen Jäger erhöhten in den betroffenen Teilen der Jagdreviere Rohr, Gaulnhofen und Seitendorf die Abschusszahlen beim Rehwild, damit die Pflanzungen weitgehend ohne Zaunschutz hochwachsen können. Ralf Straußberger unterstrich dabei als einer der verantwortlichen Jäger, dass die Jäger dafür große Anstrengungen unternehmen müssen, um den Rehwildbestand so anzupassen, dass die kleinen Waldpflanzen gedeihen können. Georg Burger, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Rohr, lobte das gute Verhältnis zwischen Waldbesitzer und Jäger als entscheidende Grundlage für den erfolgreichen Projektverlauf.

Klimawandel bedroht Wälder

Der Waldreferent des BUND Naturschutz Bayern Ralf Straußberger erläuterte die Hintergründe, warum ein „Umbau“ der Kiefern- oder Fichtenwälder not-wendig wird. Beide Nadelbaumarten sind an kaltes Klima Skandinaviens bzw. der Gebirge angepasst, aber nicht an die Klimaerwärmung. Denn der Klima-wandel führt zu einem deutlichen Anstieg der Temperaturen, mehr und längeren Trocken- und Hitzeperioden sowie mehr und heftigeren Stürmen. Die rund um Rohr verbreiteten Kiefernwälder und vor allem die in vielen anderen Gebieten vorherrschenden Fichtenwälder sind dem Klimawandel deshalb nur schlecht gewachsen. Die Forstverwaltung und der BN werben deshalb bei Waldbesitzern dafür, ihre Wälder mit Baumarten, wie Buchen, Eichen oder Weißtannen anzureichern, die besser an die heutigen und künftigen Klimabedingungen angepasst sind. So können die Wälder fit gemacht werden für den Klimawandel, was auch finanziell honoriert wird. Straußberger wies aber auch auf die Notwendigkeit hin, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen: dafür muss eine Bürger-Energiewende mit mehr Energieeinsparen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien vorangebracht werden. Wenn hier keine deutlichen Fortschritte erzielt werden, sind die heimischen Wälder massiv bedroht und auf die Waldbesitzer kommen immense Kosten und Mehrarbeiten zu.