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Artenportrait: Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)

Geläufige Bezeichnungen für diese Pflanze sind Großer Wiesenknopf, Blutströpfchen, Becherblume, Bibernell, Blutsknopf, Blutkraut, Gartenbibernelle, Sperberkraut. Einige Namen beziehen sich offenschtlich auf die blutrote Farbe der Blüten, manche aber auch auf die blutstillende Wirkung. Darauf deutet auch die Fachbezeichnung Sanguisorba hin: Sanguis = Blut, sorbere = einsaugen. Die Wiesenknopfarten gehören zu den Rosengewächsen. Großer und Kleiner Wiesenknopf sind in unserem Gebiet heimisch.

Beim Großen Wiesenknopf handelt es sich um eine ausdauernde, krautige Pflanze, die zwischen 30 und 120cm groß werden kann. Der runde, gerillte, oft verzweigte Stängel wächst aufrecht und ist entweder völlig kahl oder an der Basis behaart.

Die Laubblätter sind gestielt und unpaarig gefiedert, d.h. die kleineren Einzelblättchen stehen einander an der Blattachse gegenüber Da sich auch an der Spitze ein Einzelblättchen befindet kommt eine ungerade Zahl an Fiederblättchen zustande. Diese Art der Anordnung wird in der Botanik als unpaarig bezeichnet. Jedes Blatt besteht aus 3 bis 6 Fiederpaaren und dem zusätzlichen Endfiederchen. Die einzelnen Fiederblättchen sind ihrerseits gestielt und ei- bis trapezförmig im Umriss. Ihr Blattrand ist gesägt. DieBlattoberseite ist dunkelgrün gefärbt und glänzend, die Unterseite blaugrün und matt. Am Grunde des Blattstiels befinden sich die für Rosengewächse typischen Nebenblätter. Dies sind meist kleine ungestielte Blättchen, die oft eine andere Form als die eigentlichen Blätter zeigen. Im Fall des Wiesenknopfs sind die Nebenblätter der grundständigen Blätter braun und häutig, die der Stängelblätter krautig und gesägt.

Der Blütenstand wird als kopfig, oft aber auch als walzenförmig bezeichnet Er ist 1 bis 6cm lang und hat einen Durchmesser von 0,5 bis 1cm. Er trägt 20 bis 40 kleine Blüten, die nach und nach von der Spitze nach unten hin aufblühen. Die meist zwittrigen Blüten haben kurze Tragblätter aber keine Kronblätter.

Beim Wiesenknopf sind die Kelchblätter dunkelrotbraun, purpurn, rot, seltener rosafarben oder gar weiß. Sie haben damit nicht die übliche grüne Farbe, sondern zeigen farbige Ausprägung, die eigentlich kennzeichend für Kronblätter ist. Die vier Staubblätter einer Blüte sind etwa so lang wie die Kelchblätter. Der unterständige Fruchtknoten hat einen vierrippigen Blütenbecher. Viele kleine Narbenstrahlen verleihen der kugelförmigen Narbe das Aussehen eines Wuschelkopfes.

Der Große Wiesenknopf blüht etwa ab Mitte Juni bis maximal Anfang September. Da die Blüten Nektar produzieren, stellen sie für Fliegen, Bienen, Hummeln und Schmetterlinge eine geschätzte Nektarquelle dar. Neben der Bestäubuung durch die Insekten tritt allerdings gelegentlich auch spontane Selbstbestäubung auf.

Die Raupen von sechs Schmetterlingsarten ernähren sich vom Großen Wiesenknopf. Zwei Arten sind monophag, das heißt, sie können sich nur von dieser einen Pflanzenart ernähren. Das bedeutet, dass die Existenz des Hellen und des Dunklen Wiesenknopfameisenbläulings direkt abhängig ist vom Vorkommen des Großen Wiesenknopfs. (Beide Arten werden in den nachfolgenden Artikeln näher vorgestellt.)

Der Wiesenknopf ist in weiten Teilen Europas und Asiens verbreitet. In Nordeuropa, Sibirien und in der alpinen Höhenstufe fehlt er allerdings weitgehend. Er besiedelt schwach gedüngte, grundwasserfeuchte, oft schwach saure oder neutrale Lehm- und Tonböden in wechselfeuchten Nass- und Moorwiesen, insbesondere Pfeifengraswiesen (Molinion) und Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion), sowie Bergwiesen. Bevorzugt werden sonnige bis halbschattige Stellen. Man findet ihn gerne zusammen mit dem Schlangenknöterich (Polygonum bistorta ) und der Rasenschmiele ( Deschampsia cespitosa ). Leider ist er trotz der Größe relativ konkurrenzschwach und kann durch Sträucher oder dichtwachsende Pflanzen verdrängt werden. Obwohl er als ausgezeichnete Futterpflanze gerne vom Vieh gefressen wird, ist sein Bestand rückläufig. Dies hängt auch damit zusammen, dass übliche landwirtschaftliche Maßnahmen gerade in die Blüte- und Fruchtzeit der Pflanze fallen und somit eine weitere Ausbreitung erschweren. Am besten bestehen kann der Wiesenknopf in einschürigen Wiesen, die erst im Oktober gemäht werden. Wegen seines rückläufigen Bestandes wird er in Deutschland in der Vorwarnliste geführt. In Bayern ist er derzeit noch nicht gefährdet, auch wenn der Bestand ebenfalls zurück geht.

Die Pflanze ist reich an verschiedenen Inhaltsstoffen. Dazu gehören Flavonoide, Sterole, Triterpene und Gerbstoffe. Die Samen enthalten Linol- und Linolensäure, also ungesättigte Fettsäuren. In der Volkskunde wurden frisch zerquetschtes Kraut und Wurzeln zur Wundbehandlung und gegen Durchfälle eingesetzt, was unter anderem auf den Gerbstoff Sanguinin zurückzuführen ist. Homöopathische Zubereitungen werden bei starker Monatsblutung oder Blutungen im Klimakterium verabreicht. Sie helfen auch bei Krampfaderleiden und Durchfällen.In Versuchen wurden Mäusen hohe Dosen an Gerbstoffen von Sanguisorba officinalis verabreicht. Die Tiere zeigten daraufhin akute Vergiftungen, die bei normaler Dosierung ausblieben. Die Sterole beeinflussen das weibliche Hormonsystem. Gelegentlich werden frische junge Blätter als Salat oder Gemüse zubereitet.

Die Loki Schmidt-Stiftung hat den Großen Wiesenknopf zur Blume des Jahres 2021 erklärt.

Karl-Heinz Donth