Zur Startseite

Ortsgruppen

Tagpfauenauge - Aglais io (L. 1758)

Allgemeines

Das Tagpfauenauge ist einer der bekanntesten Vertreter aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae), die als gemeinsames Merkmal sogenannte Putzpfoten aufweisen. Diese sind aus einer Umbildung des ersten Beinpaares entstanden.

Der auffällige Schmetterling des Jahres 2009 ist die neunthäufigste Tagfalterart in Bayern.

Die deutsche Bezeichnung leitet sich von den großen, farbigen, augenartigen Flecken auf den Flügeln ab. Die Fachbezeichnung verweist auf griechische Wurzeln: Aglais geht zurück auf „aglaia“ mit der Bedeutung Glanz, Pracht oder prunkende Schönheit. Die Artbezeichnung leitet sich ab von „Io“, der Tochter des Flussgottes Inachos und seiner Frau Melia. Io, eine Geliebte des Zeus, spielt in der griechische Mythologie eine vielschichtige Rolle. Sie wurde zur Namensgeberin für den innersten der Jupitermonde, verschiedene Fledermausarten und das Ionische Meer zwischen Italien und Griechenland.

Wesentliche Merkmale

Das Tagpfauenauge gehört zu den größeren einheimischen Faltern mit einer Flügelspannweite von 50 bis 55 Millimetern.

Die Flügel haben eine rostrote Grundfärbung. Im Bereich jeder Flügelspitze befindet sich ein schwarz, blau und gelb gefärbter auffälliger Augenfleck. Der vordere Rand der Vorderflügel zeigt eine schwarzweiße Zeichnung, die an Zebrastreifen erinnert. Flügelansatz, Körper und die Außenränder der Flügel sind graubraun gefärbt. Die Flügelunterseiten zeigen ein fein marmoriertes Muster in dunkelgrauer bis schwarzer Färbung.

Die Raupen werden vor der letzten Häutung bis 42 Millimeter lang. Sie sind schwarz gefärbt und weisen zahlreiche feine weiße Punkte auf. Auffallend sind die vielen schwarzen Dornen am ganzen Raupenkörper.

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die außerarktischen Gebiete Europas und das klimatisch gemäßigte Asien bis nach Japan.

Der Lebensraum der Falter ist nicht abgrenzbar, denn im Jahreslauf werden sehr unterschiedliche, teilweise auch räumlich weit auseinanderliegende Strukturen der Landschaft genutzt. Sehr dichte Wälder werden allerdings gemieden.

Die Larvenstadien findet man in allen Arten von Auwäldern. Die Raupen leben dort fast ausschließlich auf Brennnesseln . Sehr selten wird auch Hopfen als Lebensraum genutzt.

Lebensweise

Die Eiablage erfolgt meist im Mai. Raupen findet man dann im Juni und Juli. Die Falter schlüpfen im Hochsommer. Oft tritt eine Diapause ein, d.h. die Falter suchen geschützte luftfeuchte Stellen auf, in denen sie reglos „übersommern“.

Nur in sehr warmen Jahren tritt eine zweite Generation auf. Die Eiablage erfolgt dann im August und die Raupen treten bis Ende September auf. Die Falter schlüpfen im Oktober.

In allen Fällen überwintern die Tiere im Falterstadium. Sie suchen dazu bevorzugt Erdhöhlen, Keller, Nisthöhlen, Ställe und andere geschützte Stellen mit hoher Luftfeuchtigkeit auf.

Im Vorfrühling, etwa zur Blütezeit des Huflattichs, verlassen die Tiere ihre Winterquartiere.

Die Männchen bilden Reviere entlang markanter Geländeformen, wie z.B. an Feldwegen oder Waldrändern. Diese Reviere werden bevorzugt nachmittags verteidigt. Dabei kommt es oft zu Territorialkämpfen in Form von auffälligen Wettbewerbsflügen.

Vormittags wärmen sich die Falter zunächst auf und gehen anschließend auf Nahrungssuche in allen denkbaren besonnten Lebensräumen.

Tagpfauenaugen nutzen mehr als 200 verschiedene Nektarpflanzen als Nahrungsquellen. Im Frühling besuchen sie zunächst frühblühende Sträucher wie Weiden und Schlehen, aber auch Kräuter wie Scharbockskraut oder Löwenzahn. Sie zeigen dabei eine eindeutige Vorliebe für gelbe Blüten Im Sommer werden dagegen vor allem rote und blauviolette Blüten angeflogen, z.B. Disteln und Wasserdost. Im Spätsommer sind die Schmetterlinge häufige Gäste in Gärten, wo sie an Astern und Sommerflieder saugen.

Die Raupen der Tagpfauenaugen ernähren sich fast ausschließlich von Blättern der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Dabei werden stickstoffärmere ältere Brennnesselpflanzen im Halbschatten bevorzugt Nur sehr selten dienen andere Brennnesselarten oder der Gemeine Hopfen (Humulus lupulus) als Nahrungsquelle.

Vor Feinden schützen sich die Falter im Ruhezustand mit Hilfe der zusammengeklappten Flügel. Die dunkle Flügelunterseite ähnelt einem vertrockneten Laubblatt und dient als Tarnung vor Fraßfeinden.

Bei unmittelbar drohender Gefahr werden die Flügel ruckartig auseinander geklappt.Dadurch erscheinen plötzlich die großen Augenflecken. Vögel lassen sich so effektiv abschrecken. Offenbar suggerieren die Augenflecken, dass es sich um ein größeres Tier handelt, das keine geeignete Beute darstellt. Gleichzeitig wird ein zischendes Geräusch erzeugt, das vor allem Mäuse abschreckt.

Als Hauptfeinde gelten neben Singvögeln verschiedene parasitierende Insektenarten.

Fortpflanzung und Entwicklung

Schon wenige Tage nach dem Schlüpfen der Falter sind sie paarungsbereit. Weibchen paaren sich meist nur einmal, Männchen durchaus mehrere Male. Die Spermien gelangen in eine besondere Tasche des Weibchens. Dort verbleiben sie bis zur Eiablage, bei der die Befruchtung erfolgt.

Zur Eiablage suchen die Weibchen geeignete Plätze mit genügend hoher Luftfeuchtigkeit und nicht zu kühlen Temperaturen auf. Windgeschützte Ufersäume, Grabenränder oder teilweise beschattete Flächen in Gehölznähe bieten passende Bedingungen.

50 bis 200 Eier werden an die Unterseite von Brennnesselblättern in Häufchen abgelegt. Nicht selten legen auch andere Weibchen ihre Eier dazu, sodass größere Gelege entstehen.

Die Eier sind grün, ca. 1mm lang, tonnenförmig und mit acht feinen Längsrippen versehen.

Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen ca. 3mm lange Raupen von weißlichgrüner Farbe, mit einer sich deutlich abhebenden schwarzglänzenden Kopfkapsel. Nach wenigen Tagen erfolgt die erste Häutung. Danach zeigt sich eine weniger auffällige graubraune Färbung. In diesem Stadium legen die Raupen Gespinste an, die als Schutz vor Parasiten und Feindinsekten dienen. Da alle Raupen Spinnfäden erzeugen, entstehen große Gespinste, die oft die ganze Brennnesselpflanze überziehen.

Wenn nach weiteren Häutungen das Futter knapp wird, übersiedeln die Tiere auf andere Brennnesselpflanzen, wo sie wieder Gespinste anlegen, in denen sie ungestört fressen können.

Nach insgesamt drei bis vier Wochen sind die Raupen ausgewachsen. Sie sind nun schwarz gefärbt mit weißen Punkten und mit schwarzen Dornen ausgestattet.

Die ausgewachsenen Raupen verlassen jetzt das Gespinst und suchen meist trockene Stängel auf. Dort findet die Verpuppung statt. Dazu spinnen die Raupen erst eine Unterlage, an die sie sich mit ihren Nachschiebern festhängen. Dann platzt die Raupenhaut am Rücken auf und wird durch kreisende Bewegungen abgeworfen. Die junge Puppe ist zunächst hellgrün gefärbt, dunkelt aber rasch nach und wird schließlich graugrün oder braun.

Nach zwei Wochen wird die Puppenhülle langsam transparent und bricht nach kurzer Zeit auf. Der Falter schlüpft und pumpt seine Flügel mit Hämolymphe und Luft auf. Nach dem Erhärten der Flügel ist derSchmetterling flugbereit.

Gefährdung und Schutz

Die Schwankungen der Tagpfauenaugenbestände sind überwiegend durch Wetteränderungen bedingt. Dauerregen verbunden mit tiefen Temperaturen vernichtet vor allem die Raupen.

Aber auch Parasiten beeinflussen die Populationsdichte negativ. Zusätzlich werden durch massives Mulchen von Saum- und Randstrukturen fast alle darin vorkommenden Insekten vernichtet, da besonders Eier, Larven und Puppen von den gravierenden Auswirkungen dieser Maßnahmen betroffen sind.

Insgesamt gesehen sind für das Tagpfauenauge keine besonderen Schutzmaßnahmen nötig, denn der Schmetterling profitiert von der flächendeckenden Aufdüngung der Landschaft durch Landwirtschaft und Verkehr. Der intensive Düngungseffekt fördert vor allem die Futterpflanze der Raupen, die Große Brennnessel.

Quellen:

Bräu, Bolz, Kolbeck, Nummer, Voith, Wolf, Tagfalter in Bayern, Stuttgart 2013, S. 375 – 376

Weidemann,H.-J., Tagfalter Band 2, Melsungen 1988, S. 144/145

wikipedia.org/wiki/Tagpfauenauge aufgerufen am 11. 11. 2022