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Auwälder

Auwälder sind natürliche Laubmischwälder in den Tallagen von Fließgewässern.

Bäche, Flüsse und Ströme unterliegen ständig dynamischen Veränderungen. Gebirgsnah wechseln die Bäche häufig ihre Betten, im Flachland erfolgt der Prozess langsamer und zeigt sich durch weite Flusschleifen, die Mäander. Neben den Flussbetten entstehen Altwässer und mehr oder minder trockene Bereiche, die die Talaue ständig neu strukturieren. Rasch fließende Gewässer lagern Sand oder Kies ab. Dies kann nicht nur in Bächen der Fall sein, sondern auch in Flüssen nahe des Flussbettes, sodass dort stellenweise dünenartige trockenere Bereiche entstehen.

Frühlings- und Sommerhochwässer sorgen für periodische Überschwemmungen. Die gesamten Talauen und die sich darin befindlichen Auwälder können dadurch unter Wasser gesetzt werden. Diese zusätzlichen Wassermassen halten sich allerdings nur selten längere Zeit.

In den überfluteten Bereichen der Täler fließt das Wasser langsamer als im Flussbett. Dadurch werden, besonders am Rande der Talaue, feinere Schwebstoffe sedimentiert. Die Ablagerungen

von Lehm oder Humus sind nicht nur für allmählichen Talfüllungen verantwortlich, sondern sorgen durch diese (relativ regelmäßige) natürliche Düngung für die hohe Fruchtbarkeit der Täler.

Auwälder zeichnen sich deshalb durch intensives Pflanzenwachstum mit besonders hoher Biomasse aus.

Ist der Boden während einer Überschwemmung stark durchnässt, können Bäume ihren Halt verlieren und schon bei nur etwas stärkeren Winden umkippen. Totholz gehört deshalb zum typischen Erscheinungsbild von Auwäldern.

Zwischen den Überflutungen können länger anhaltende Trockenperioden auftreten, die für die gesamte Flora Trockenstress bedeuten. Auch mit dieser Extrembelastung müssen die Pflanzenarten des Auwaldes zurechtkommen.

Starke Bodenstrukturierung mit ständigem Wechsel von trockeneren bis zu nassen Bereichen ist kennzeichnend für Auwälder.

Ein komplexer Aufbau mit oft zwei Baumschichten, Strauchschicht, Hochstauden, Kraut-Gras-, Moosschicht und Totholz führt zu einem besonders großen Strukturreichtum, der für die vielen verschiedenen ökologischen Nischen verantwortlich ist. Die Artenvielfalt der Auwälder ist abhängig von diesen komplexen Zusammenhängen intakter Lebensräume. Temporär auftretende Überflutungen und Trockenzeiten haben bei dieser Entwicklung einen äußerst positiven Einfluss, d.h. sie vergrößern die Artenvielfalt.

Inzwischen gibt es kaum noch intakte Auwälder. Die fruchtbaren Talauen werden bereits seit langem als Mähwiesen genutzt. Die Auwälder wurden deshalb beseitigt. Nur noch längs der Flussbetten stehen vereinzelt schmale Streifen der Weichholzaue. Bachbettfernere Hartholzauen wurden fast überall komplett beseitigt.

Außerdem haben andere Arbeitweisen in der Landwirtschaft auch zu Veränderungen in der Nutzung der Talauen geführt.

Die Flächen wurden eingeebnet, Flüsse begradigt und verbaut, um die Wiesen mit den Maschinen leichter bewirtschaften zu können.

Dadurch traten Überschwemmungen seltener auf.

Das Bestreben, die Fruchtbarkeit des Bodens intensiv zu nutzen, führte dazu, dass in den letzten Jahrzehnten zunehmend Wiesen beseitigt und Äcker in Talauen angelegt wurden. Diese Umwidmung ist allerdings mit einer großen Gefahr verbunden: Der fruchtbare Boden kann durch Abschwemmung leicht verloren gehen, wenn Hochwässer zu reißenden Überschwemmungen führen. Diese Ereignisse traten in den letzten Jahren zwar seltener auf, zeigen aber inzwischen eine immer stärkere Ausprägung mit enormer zerstörerischer Kraft.

In Zeiten des Klimawandels bekommen Auwälder wieder größere Bedeutung: einerseits als nachhaltige Regenrückhaltung vor allem in Oberläufen, andererseits als sehr effektive Kohlenstoffsenken. Außerdem wir in der Nähe von Flüssen das Kleinklima so positiv beeinflusst, dass das Leben in flussnahen Städten erträglicher wird – nicht nur in extremen Hitzephasen.

Weichholzaue

Heute ist die Weichholzaue meist noch fragmentarisch als Begrenzung der Flussufer ausgebildet. Die flachwurzelnden Weidenarten können den Uferboden effektiv festhalten und so vor Erosion schützen. Strömung des Wassers bei Hochwässern und Eisgang im zeitigen Frühjahr stellen allerdings eine starke mechanische Beanspruchung für die Uferpflanzen dar. Eine natürliche Anpassung an solche Bedingungen sind elastische Blätter, Zweige und Stämme. Falls Stämme trotzdem brechen, können die Stümpfe dieser Baumarten leicht wieder austreiben.

Fast alle Arten sind Pionierpflanzen, deren Samen auf feuchten Rohböden rasch keimen können. Bekannte und häufige Baumweiden sind Bruch- und Silberweide. Zu den strauchförmigen Weiden gehören die Purpur- und die Mandelweide, sowie die Korbweide. Auch der Schwarze Holunder ist regelmäßig anzutreffen. Stickstoffliebende Hochstauden und Kräuter, wie z.B. Rohrglanzgras, Beinwell, Große Brennnessel, Sumpfschwertlilie, Klettenlabkraut und Gefleckte Taubnessel sind verbreitete Pflanzen der Weichholzaue.

Begünstigt wird das Entstehen von Weichholzauwäldern durch die eifrige Tätigkeit eines meist recht aktiven Bewohners: Biber sehen in Auen bevorzugte Lebensräume.

Hartholzaue

Man findet sie im uferferneren Bereich der Täler bis zur Talbegrenzug, der Nieder- oder auch der Hochterrasse. An Gebirgsbächen und im Oberlauf der Flüsse mit ihren schmalen Tälern können deshalb nur sehr selten Hartholzauen existieren.

Sie werden bei Hochwässern seltener, kürzer und weniger stark überschwemmt. Das besonders feine Schwemmmaterial wird im Bereich der Hartholzauen abgesetzt, so dass diese Böden besonders fruchtbar sind. Das Auftreten angepasster Pflanzenarten wird dadurch begünstigt. Namengebend sind Hartholzarten, wie die Stielleiche, Flatter-, Berg- und Feldulme, sowie die Esche. Sie zeichnen sich durch besonders wertvolles Holz aus. In einer zweiten, niedrigeren Baumschicht findet man Walnuss, Traubenkirsche und Ahornarten, wie Berg- und Feldahorn. Artenreich sind auch Strauch- und Krautschicht. Besonders fallen vor dem Laubaustrieb im zeitigen Frühling die Frühblüher auf. Zu ihnen gehören Märzenbecher, Hohe Schlüsselblume, Waldgelbstern, Einbeere, Großes Zweiblatt, Buschwindröschen und Lerchenspornarten.

Hartholzauwälder sind Lebensraum für viele seltene Vogelarten. Pirol, Schwarzstorch, Schwarzmilan, Eisvogel, Mittelspecht und Graureiher sind typische Beispiele. Auch Amphibien halten sich gerne in den luftfeuchten Bereichen auf. Zu den fast ausgestorbenen Reptilien gehört die Sumpfschildkröte. Seltene Insektenarten, wie Schillerfalter und Eisvogel saugen gerne Wasser aus Pfützen am Waldboden

Früher hat man die Hartholzaue nicht nur intensiv als Viehweide genutzt, sondern auch, um Brenn- und Bauholz oder Rinde für die Lohgerberei zu gewinnen.

Heute gehören Hartholzauen zu den am stärksten gefährdeten natürlichen Waldtypen. Sie sind deshalb nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie im Anhang I europaweit geschützt.

Im Landkreis Roth findet man nur noch wenige fragmentarische Hartholzauen.

Quellen:

Ellenberg, H., Vegetation Mitteleuropas und der Alpen in ökologischer Sicht, Stuttgart 1978, S. 332 – 368.

Runge,F., Die Pflanzengesellschaften Mitteleuropas, Münster 1986, S. 243 – 244 und 273 – 276.

Natura 2000 sachsen.de/hartholzauenwälder aufgerufen am 5. 11. 2022

Wikipedia.org/wiki/Hartholzaue aufgerufen am 4. 11. 2022

Wikipedia.org/wiki/Weichholzaue aufgerufen am 5. 11. 2022