Wildkatzen im nördlichen Landkreis Roth und Stadt Schwabach bestätigt
Eine echte Europäerin erobert sich ihren Lebensraum zurück
Sie durchstreifte unsere Wälder schon lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen aus Afrika mitbrachten, aber kaum einer bekommt sie je zu Gesicht: die Europäische Wildkatze. Deutschlandweit wurde sie durch intensive Bejagung fast ausgerottet. Heute ist sie streng geschützt und kehrt langsam zurück in unsere Wälder. Jetzt gilt es, ihre Lebensräume zu schützen und die Gefährdung durch den Straßenverkehr zu minimieren. Die meisten der gefundenen toten Wildkatzen sind Verkehrsopfer.
Sensationelle Nachweise im Landkreis Roth
Spessart, Rhön und die Haßberge galten in den letzten Jahren als die einzigen sicheren Wildkatzenvorkommen in Bayern. Schon 2013 konnte aber auch bei Schwabacher Stadtwald, Waldgebiet „Brünst“ ein erster Nachweis erbracht werden. 2014 wurden dort diese Nachweise an zwei Lockstöcken bestätigt. Besonders erfreulich waren die Neunachweise bei Dechendorf und Rohr an zwei Standorten von Lockstöcken.
Nur knapp außerhalb des Landkreises südöstlich von Greding wurden im Landkreis Eichstätt ebenfalls Wildkatzen nachgewiesen. Dass in unserem Lockstockrevier am Pfaffenberg bei Greding keine nachweise gelangen, hängt sicher mit der Autobahn A 9 zusammen, die dort und auch in anderen Teilen Bayerns eine erhebliche Ausbreitungsbarriere für die Wildkatzen darstellt.
Die Lockstockmethode - Katzen lieben Baldrian
Um an diese Nachweise zu gelangen, setzt der BN eine elegante und effiziente Methode ein. Wildkatzen sind extrem scheu, sehr selten zu sehen und auch dann nur schwierig von manchmal ähnlich gefärbten Hauskatzen zu unterscheiden. Die Lösung kennen Katzenliebhaber: Baldrian lockt Katzen an. Sie reiben sich an der duftenden Stelle. Diese Vorliebe macht man sich zunutze: Raue Holzstäbe werden von ehrenamtlichen Aktiven an geeigneten Stellen in den Waldboden gesteckt und mit Baldrian-Lösung besprüht. Reiben sich Wildkatzen daran, so bleiben im günstigsten Fall einige Haare, eingeklemmt im Holz, zurück. Diese Haare werden sorgfältig mit Pinzetten abgesammelt und im Labor genetisch untersucht.
10 ehrenamtliche Naturschützer, unter ihnen Jäger und Förster, und eine Gruppe angehender Forstwirte waren im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach der Wildkatze auf der Spur. Regelmäßig kontrollierten sie 76 Lockstöcke und sammelten Haarproben für genetische Analysen. „Auch die bayerischen Staatsforsten haben die Aktion unterstützt“, freute sich BN-Kreisvorsitzender Michael Stöhr. Mitarbeiter und Auszubildende der Bayerischen Staatsforsten vom Betrieb Allersberg sammelten Proben am Heidenberg, im Abenberger Wald und bei Heideck.
Wiederansiedlungsprojekte und Zuwanderung
In Bayern galt die Wildkatze als gänzlich ausgestorben. 1984 startete der BN eine Wiedereinbürgerungs-Aktion und setzte bis 2009 vor allem im Spessart über 600 Wildkatzen aus. Auch eine Zuwanderung aus anderen deutschen Waldgebieten, insbesondere aus Thüringen und Hessen, ist mittlerweile wahrscheinlich. Gab es 2002 in Bayern lediglich zwei sichere Nachweise, waren es 2014 bereits 546 Wildkatzennachweise.
Der „Wildkatzensprung“
Wildkatzen kennen keine Landesgrenzen. Der Wildkatzen-Gesamtbestand in Deutschland wird heute auf 5.000 – 7.000 Tiere geschätzt, in Bayern auf 200 bis 250.
Mit dem Projekt „Wildkatzensprung“ engagieren sich 10 Landesverbände des BUND für die Wildkatze. In den Jahren 2012 bis 2014 entstehen deutschlandweit in Lücken zwischen großen Waldgebieten vierzehn grüne Korridorverbindungen und eine Waldaufwertung, die Wildkatze & Co Schutz bei der Wanderung bieten und ihre Populationen sichern. Die deutschlandweite Gendatenbank für die Wildkatze soll Aufschluss über Wanderbewegungen, Verwandtschaftsverhältnisse und den Grad der Isolierung der verschiedenen Populationen geben.
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert das Projekt „Wildkatzensprung“ im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ mit 3,8 Millionen Euro. Ergänzt durch Eigenmittel des BUND und andere Förderer stehen für die Umsetzung der Waldverbindungen und den Aufbau der Gendatenbank insgesamt 5,2 Millionen Euro zur Verfügung. In Bayern wurde die Erfassung zusätzlich vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Mitteln aus der Jagdabgabe unterstützt.