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BN-Vortrag zur „Bürgernahen Energiewende“

Der Referent für Energie und Klimaschutz des BUND Naturschutz in Bayern, Dr. Herbert Barthel, informierte bei einem landkreisübergreifenden Vortragsabend in Rohr über Eckpunkte einer dezentralen Energiewende. Zahlreiche Interessierte, darunter etliche Kommunalpolitiker und Mitglieder der Bürgerinitiativen gegen die Gleichstromtrasse aus Heilsbronn und Raitersaich, waren der Einladung der Ortsgruppe Rohr des BUND Naturschutz und der Bürgerinitiative GegenStromtrasse aus Heilsbronn gefolgt.

01.12.2014

In Ihren Grußworten verwiesen der erste Bürgermeister von Rohr Felix Fröhlich und der zweite Bürgermeister der Stadt Heilsbronn, Carl-Heinz Zischler auf Umsetzungsbeispiele, wie Ihre Kommunen die Energiewende vor Ort gestalten. Werner Emmer, Vorsitzender des Energiebündels Roth-Schwabach, stellte Aktionen zur Energiewende im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach und die Ziele seines Vereins vor.

Klimawandel und Atomausstieg erfordern dezentrale Energiewende

Eingangs beleuchtete Barthel die Hintergründe, die eine dezentrale Energiewende zwingend notwendig machten. Wichtige Schritte waren hier die politischen Beschlüsse zum Atomausstieg und die Notwendigkeit, den Klimawandel zu begrenzen. Beides macht einen fundamentalen Wechsel in unserer bisherigen Energieversorgung und Verbrauchsgewohnheiten notwendig. Die Motivation sind dabei politische und ethische Gründe, die für eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand bzw. in kommunaler Hand sprechen. Es geht um Gerechtigkeit, weil unser Energiehunger andere Menschen heute bedroht, aber auch künftigen Generationen große Lasten aufbürdet und Entwicklungsmöglichkeiten nimmt.

Drei E’s für die Energiewende

Für eine zukunftsfähige Energiewende skizzierte Barthel drei notwendige Schritte. „Wir brauchen hier die drei E’s: Energieeinsparen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien“, so Hebert Barthel. Als Grundbedingung für eine erfolgreiche Energiewende muss der Energieverbrauch in den Sektoren Verkehr, Strom und Wärme deutlich gesenkt werden. Nach einer gemeinsamen Analyse des BN und des LBV mit dem Umweltministerium sind bis 2050 Einsparungen beim Stromverbrauch von 50 % möglich, dies wurde in einem 12-Punkte-Maßnahmenkatalog in einer gemeinsamen Presseerklärung in 2012 auch öffentlich so vorgestellt. Zum zweiten muss die erzeugte Energie wesentlich effizienter verwendet werden, z.B. durch Kraftwärmekopplung und Blockheizkraftwerke. Als Drittes nannte Barthel den dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien mit ökologischen Leitplanken. Dabei können mit Windkraftanlagen große Mengen an Strom erzeugt werden. Strom aus Sonnenenergie dient im Sommer zur Spitzenlaststromversorgung . Wichtig ist, dass Strom aus Sonne und Wind fluktuierend Strom liefern, sie müssen durch steuerbare Leistung zur Netzstabilität ergänzt werden. Biomasse dagegen liefert eine steuerbare elektrische Leistung, aber wenig elektrische Energie. Strom aus Biomasse erfordert einen 100 bis 1000 mal höheren Flächenbedarf als Windstrom. Vorteilhaft ist aber, dass Holz und Methan / Erdgas speicherbar sind und daher gut zu einer sicheren Stromversorgung beitragen können, wenn sie dann Strom liefern, wenn keine Sonne scheint und kein Wind bläst. In flexiblen Biogas-Blockheizkraftwerken sieht Barthel enormes Leistungspotential als dezentrale „Ersatzkraftwerke“. Sehr kritisch beurteilte Barthel die Wasserkraft, weil sich deren Gewinnung äußerst nachteilig auf die Flußökologie auswirkt, über 90% der Bayerischen Flüsse und Bäche bereits verbaut sind und genutzt werden und daher ein Neubau wenig für die Energiewende bringt, aber sich ökologisch sehr zerstörerisch auswirken würde.

 

Stromtrassen müssen völlig neu geplant werden

Im Hinblick auf die stark umstrittene Gleichstromtrasse führte Barthel aus, dass der BUND bereits seit 2011 das Energiekonzept, die Szenariorahmen und Netzausbaupläne der Bundesregierung und Bundesnetzagentur kritisiert hatte. Auf dieser zentralistischen Basis hatte der Deutsche Bundestag den Bundesbedarfsplan mit verschiedenen Stromleitungstrassen beschlossen. Dabei kritisiert der BN insbesondere, dass riesige Stromtrassen durch Deutschland auf der Basis eines einzigen, zentralen Energiekonzeptes geplant wurden, ohne dass ein dezentrales Energiekonzept untersucht wurde. Dazu hatte der BUND gefordert, dass die Energieeinsparpotentiale, die Potentiale dezentraler Kraftwärmekopplung für die Netzstabilität oder die Potentiale des Ausbaus der erneuerbaren Energien in Süddeutschland untersucht werden. Der BUND kritisierte außerdem, dass zu viel off-shore Windstrom und Braunkohlestrom eingespeist werden solle. Die zwischen den Gemeinden Rohr, Heilsbronn und Roßtal geplante Variante der riesigen Gleichstromtrasse soll ja derartigen Braunkohlestrom aus mitteldeutschen Braunkohlerevieren liefern. Außerdem gab es keine ausreichende Alternativenprüfung, keine Strategische Umweltprüfung und es fehle an Transparenz bei den Daten, weil die Berechnungsverfahren nicht offen gelegt werden. Zahlreiche Vorschläge wurden ignoriert, Umwelt- und Klimaschutzziele werden klar verfehlt. Als Fazit ergibt sich für den BN, dass diese falschen Ansätze und Modelle zu einem überdimensionierten Netzausbauplan führen. Barthel forderte, diese fundamentalen Defizite zu beseitigen, weil ansonsten auch keine Akzeptanz entstehen kann. Vermutlich auch nicht durch den von der Staatsregierung auf den Weg gebrachten 3-monatigen Dialogprozess, der wohl viel zu kurz angelegt ist.

In der abschließenden Diskussion nahm das Thema Gleichstromtrasse großen Raum ein. Die Vorsitzende der Bürgerinitiative GegenStromtrasse aus Heilsbronn, stellte klar, dass die Gleichstromtrasse durch Franken und Bayern nur verhindert werden kann, wenn hier auch genügend regenerative Energie erzeugt wird. Deshalb unterstützten die Bürgerinitiativen auch die Forderungen nach einer dezentralen Bürgerenergiewende. Dafür sind flächendeckend große Anstrengungen aller Kommunen und ihrer Bürgerinnen und Bürger notwendig. Auch wenn natürlich die Energiesparmaßnahmen oder Photovoltaikanlagen auf dem Dach einzelner Haushalte oder Kommunen unser Weltklima nicht retten, ist jede Maßnahme ein wichtiger Baustein dazu. Es ist wichtig, dass möglichst viele sich beteiligen und selbst mit guten Beispielen vorangehen, um zu zeigen, dass die Energiewende machbar ist. Zum anderen ist es wichtig, darauf hinzuwirken, dass die Politik auf Landes-, Bundes- und Europaebene die Rahmenbedingungen so gestaltet, dass die dezentrale Energiewende gelingen kann. Der BUND arbeitet intensiv an beiden zentralen Aufgabenfeldern: er unterstützt gelungene Vor-Ortmaßnahmen, die zur Energiewende beitragen, und wirbt bei verantwortlichen Politikern auf allen Entscheidungsebene für eine Unterstützung bei einer dezentralen Energiewende. So warb auch die BN Ortsgruppe Rohr mit dem Vortragsabend bei den anwesenden Kommunalpolitikern und Bürgern dafür, dieses Anliegen zu unterstützen.

 

BUND Naturschutz Rohr