Effektive Bejagung für Erhalt der Wälder unverzichtbar
An der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Roth läuft gerade die Abschussplanung für das Rehwild. Die Abschussplanung ist ein wichtiges Instrument zur Verjüngung und Umbau der Wälder in der Region. Aber Minister Hubert Aiwanger möchte die Abschussplanung teilweise abschaffen. Der BUND Naturschutz (BN) hat deshalb Landrat Ben Schwarz geschrieben und um eine konsequente Ausrichtung der Abschussplanung an den gesetzlichen Zielen gebeten. Der BN hat eine bayernweite Rangliste der Landkreise bei der Verbissbelastung erstellt: der Landkreis Roth liegt dabei im hinteren Mittelfeld.
Die BN-Kreisgruppe Roth warnt vor der geplanten Novelle des Jagdgesetzes, die eine Abschaffung der Abschussplanung vorsieht. Jagdminister Hubert Aiwanger möchte, dass dieses zentrale Instrument zur Regulierung der Wildbestände selbst in Jagdrevieren mit hoher Verbissquote nicht mehr zwingend angewendet werden muss. Eine aktuelle Auswertung des BN zeigt, dass in 8 von 12 Hegegemeinschaften im Landkreis Roth die Verbissquoten zu hoch sind. Damit werden in weiten Teilen des Landkreises Roth die gesetzlichen Ziele für die Waldverjüngung verfehlt. In 6 von diesen 8 Hegegemeinschaften besteht diese massive Verbissbelastung schon seit vielen Jahren. „Wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf für eine stringentere Abschussplanung und appellieren an alle Beteiligten, die massiven Verbissbelastungen in den sogenannten „roten“ Jagdrevieren bzw. Hegegemeinschaften deutlich zu reduzieren“, erklärt Beate Grüner, Vorsitzende der Kreisgruppe Roth.
„Wir halten es vom BN für überfällig, dass die Abschussplanung stärker darauf ausgerichtet, dass die gesetzlichen Ziele erfüllt werden“, so Ralf Straußberger, Wald- und Jagdreferent beim BN-Landesverband. „Deshalb sind deutliche Abschusssteigerungen zwingend notwendig und auch machbar, wie Erfahrungen aus Jagdrevieren mit geringem Verbiss belegen“. Diese zeigen, dass dazu ein Abschuss von mindestens 12 bis 15 Rehen pro 100 Hektar Jagdfläche nötig ist, um von einer zu hohen zu einer geringen Verbissbelastung zu kommen und so die gesetzlichen Vorgaben zu erreichen. Es gibt auch Jagdreviere, in denen doppelt so hohe Abschussquoten notwendig waren, wie in Kay im Landkreis Traunstein. Im Gemeinschaftsjagdrevier Rohr-Weiler lagen die Abschusszahlen vor 15 Jahren noch bei unter 10 Rehen pro 100 Hektar Jagdfläche. Die Verbissbelastung war zu hoch. Um die Verbissbelastung zu reduzieren, wurden die Abschüsse auf 13 bis 18 Rehe pro 100 Hektar in den letzten Jahren gesteigert. Die Folge war, dass 2024 das Revier erstmalig eine tragbare Verbissbelastung aufwies. Insgesamt ist es in vier „grünen“ Hegegemeinschaften im Landkreis gelungen, den Rehwildverbiss auf geringem Niveau zu halten oder zu bringen: in der Hegegemeinschaft Roth schon seit 2012. „Wir danken den Beteiligten in diesen Hegegemeinschaften und in einzelnen „grünen“ Revieren in den anderen Hegegemeinschaften“, so Grüner.
Den Wäldern kommt im Landkreis Roth eine besondere Bedeutung zu für die vielen Schutzfunktionen, wie Trinkwasser- und Klimaschutz, für die Erholung der Bevölkerung und für die Landschaftskühlung. Nicht zuletzt soll ja auch nachhaltig der Rohstoff Holz genutzt werden. Die Wälder können diese Aufgaben mittel- bis langfristig nur erfüllen, wenn ihr Fortbestand durch eine klimaresiliente Waldverjüngung gesichert ist. Viele Wälder leiden im Landkreis Roth unter den Folgen der Klimakrise, wie auch in anderen Regionen Bayerns. Viele Bäume, mancherorts sogar ganze Waldbereiche sterben ab, der Befall durch Borkenkäfer nimmt zu. Um das Schlimmste abzuwenden und Kahlflächen zu vermeiden, ist es wichtig, dass unter dem Schutz der Altbäume ein stabiler Mischwald als neue Waldgeneration aufwachsen kann. Doch vielerorts wird dieser Prozess durch überhöhte Wildbestände erschwert. Deshalb wirbt die BN-Kreisgruppe Roth für eine waldfreundliche Ausrichtung der Schalenwildbejagung. „Die behördliche Abschussplanung legt in einem geregelten Verfahren die Abschussquoten fest, unter Einbeziehung von Betroffenen und Fachleuten. Dieses Instrument muss auch im Landkreis Roth stärker genutzt werden, die gesetzlichen Ziele bei der Waldverjüngung zu erreichen. Es abzuschaffen, wäre fahrlässig und würde den enormen Herausforderungen nicht gerecht, denen unsere Wälder gegenüberstehen“, betont Grüner.
Hintergrund:
Eine aktuelle bayernweite Auswertung des BN zeigt, dass die Abschussplanung in 35 Landkreisen und Kreisfreien Städten zu geringer Verbissbelastung und guten Ergebnissen bei der Waldverjüngung geführt hat. Dort ist in mindestens zweidrittel der Hegegemeinschaften die Verbissbelastung günstig bis tragbar. So z.B. im Landkreisen Freyung-Grafenau in allen 11 Hegegemeinschaften (!) oder im Landkreis Traunstein in 11 von 14 Hegegemeinschaften. Diese Positivbeispiele und die bayernweit über 170 Hegegemeinschaften, die seit 2012 durchgehend günstige bis tragbare Verbisssituationen aufweisen, belegen, dass die Abschussplanung funktioniert. Im Landkreis Roth weisen 8 Hegegemeinschaften eine zu hohe und 4 Hegegemeinschaften eine tragbare Verbissbelastung. Hegegemeinschaften mit günstiger Verbissbelastung gibt es im Landkreis Roth nicht.