Trinkwasser schützen - Parteiengespräch mit Freien Wählern
Ein Problem ist auch die geringe Grundwasserneubildung und die Belastung des Grundwassers mit Nitrat und Pestiziden. Das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie, dass alle Gewässer bis 2027 in einem guten Zustand sein sollen, wird nicht erreicht. Auch gibt es kaum Fortschritte beim Rückbau und der Renaturierung der Gewässer, obwohl auch dies gesetzlich vorgegeben ist.
Zum Einstieg in die Diskussion stellte Beate Grüner die Frage, warum der Gewässerzustand so schlecht sei. Bürgermeister Thomas Schneider aus Röttenbach stellte dazu klar: „Der Gewässerzustand ist überall vergleichbar und nicht nur bei uns verbesserungswürdig.“ Dies läge an den geologischen Gegebenheiten und niedrigeren Niederschlägen. Bei der Schwäbischen Rezat zum Beispiel gebe es Probleme mit der Durchgängigkeit durch Wehre für Bewässerungseinrichtungen, die aber nötig seien. Er fügte ironisch hinzu: „Im Sommer entspringt die Schwäbische Rezat praktisch in der Kläranlage Weißenburg, deshalb gebe es dort auch Pilotversuche mit der vierten Reinigungsstufe“. Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch erklärte, dass sie in Allersberg wegen der Verschmutzungsprobleme an den Flüssen und Bächen, die das geklärte Abwasser aufnehmen, nahezu alle kleinen Kläranlagen aufgelöst hätten. „Das ganze Abwasser geht jetzt in die große Kläranlage nach Roth, weil dort die Reinigung besser ist.“ Thomas Schneider ergänzte, dass dies auch für seine Gemeinde gelte. Während die kommunalen Kläranlagen gut mit den klassischen Verschmutzungen zurechtkämen, sorgen Medikamente und Chemierückstände weiterhin für Probleme.
Sonja Möller, Kreis- und Stadträtin der Freien Wähler aus Roth sah die Einflussmöglichkeiten der Kommunen als zu gering an. Sandabbau werde direkt neben Trinkwasserschutzgebieten genehmigt, wie bei Hofstetten, in den Flussauen sehe man jetzt oft Maisfelder statt Wiesen und die Uferzonen seien nicht intakt. „Die Kommunen tun, was sie tun können“, meinte dagegen Bürgermeister Thomas Schneider. So versuchen die Wasserversorger Abbaugebiete im Einzugsbereich von Wassergewinnungsanlagen zu verhindern, die Geologen dagegen bestätigen oft eine Unbedenklichkeit. Im Übrigen bieten Sandgruben aber auch Chancen. Sie könnten neben ökologisch wertvollen Bereichen auch als Wasserspeicher bei Starkregen genutzt werden. Daran sollte gearbeitet werden.
„Wichtig wären aber auch Renaturierungsmaßnahmen vor allem an den Bächen. Ist da etwas geplant?“ fragte Beate Grüner in die Runde. In Heideck gebe es schon lange Gewässerentwicklungspläne, so Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer. Aber die Verfügbarkeit der Grundstücke bremse die Umsetzung. Auch seien viele Gräben in der Flur begradigt und Äcker drainiert, so dass das Wasser bei Starkregen schnell abfließe. Auch für Bürgermeister Daniel Horndasch ist der Grunderwerb entscheidend, vor allem innerorts. Ideen seien vorhanden, aber die Flächen fehlten. Gewässerstreifen außerhalb der Ortschaften würden gekauft, soweit es ginge. Thomas Schneider erwähnte, dass viele kleine Projekte am Laufen seien. So werden nahezu in jeder Gemeinde Bachläufe renaturiert und verbessert. Allerdings werde darüber kein großes Aufheben gemacht und daher fallen solche Projekte überregional häufig nicht auf.
Beate Grüner lenkte den Fokus auf die Grabenpflege. „Wäre hier nicht weniger mehr?“, fragte sie auch mit Blick auf Entwässerungsgräben in Wäldern. Insgesamt müsse das Wasser viel mehr in der Fläche gehalten werden. Dafür brauche es weniger Versiegelung und insbesondere weniger Fläschenverbrauch. Thomas Schneider verwies darauf, dass Versickerung bei Bauvorhaben jetzt Standard sei. „Man sieht es oft nur nicht. Oben ist es eine Pflasterfläche, aber im Untergrund sind Rigolen zur Versickerung eingebaut.“ Landwirtschaftliche Flächen aber müssten dräniert werden, damit sie bearbeitet werden können. Daniel Horndasch ergänzte, dass in Allersberg in Gewerbegebieten 100 % Dachbegrünung vorgeschrieben sei. Für Stefanie Schmauser, Kreisvorsitzende der Freien Wähler und Stadträtin in Hilpoltstein, hat man den Flächenverbrauch schon im Blick: „Die Bauparzellen sind kleiner als früher, man hat mehr Geschosswohnungsbau und saniert mehr alte Gebäude“, sagte sie.
Beate Grüner leitete zum Thema Trinkwasser über und wollte wissen, warum es im Landkreis keine Vorbehaltsflächen für Trinkwasserschutzgebiete gebe. Bürgermeister Thomas Schneider erklärte, diese Vorbehaltsgebiete seien vor allem für überörtliche Versorger geplant. Diese gebe es bei uns aber kaum, weil die potentiellen Wasserförderbereiche im Regelfall von den örtlichen Versorgern genutzt würden. Hinsichtlich der angesprochenen Grundwasserneubildung wies er darauf hin, dass diese vor allem im Winter geschehe, im Sommer sei die Verdunstung zu hoch. In den vergangenen Jahren fehlte es aber an Niederschlägen im Winter. Dieses Jahr sei es besser und die Schichten seien gesättigt. Es gebe also Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation. „Und was machen wir jetzt mit der Situation?“ fragte Stefan Pieger, stellvertretender BN-Kreisvorsitzender.“ Da muss man unbedingt etwas tun“, so Sonja Möller. Und Markus Würth, Stadtrat für die Freien Wähler in Roth, ergänzte, dass jetzt auch oft zusätzlich auf den Feldern bewässert werde. „Kann man nicht auf andere Feldfrüchte mit weniger Wasserbedarf umstellen?“. Nach Ansicht von Thomas Schneider sei dies bei unseren Bodengegebenheiten oft schwierig. Er verwies auf den gegründeten Bewässerungsverband für Sonderkulturen in Absberg, Spalt, Abenberg, Georgensgmünd und Röttenbach und ist davon überzeugt, dass das der richtige Weg sei. Die Bewässerung von Flächen ohne genau zu wissen, wer wie viel Wasser aus dem Boden abpumpe sei nicht hilfreich. Die Gemeinden müssen auch genau dokumentieren wie viel Wasser sie den Grundwasserleitern entnehmen würden.
Weitere Themen waren die Nitrat- und Pestizidbelastung sowie das Wassersparen, die Beate Grüner in die Runde gab. Laut Bürgermeister Thomas Schneider müssten hier die Landwirte Kompromisse eingehen. Viele Tiere auf wenig Fläche gehe nicht, dann habe man zu viel Nitrat. Biogas sei gut, aber den Mais dafür von weither zu holen, sei nicht akzeptabel. Die Landwirtschaft müsse in bestimmten Bereichen, wie bei der Trinkwasserversorgung, zurückstehen. Wenn Landwirte aber korrekt wirtschaften und durch die Einschränkung der Düngergabe auf Erträge verzichten müssten, dann muss das von der Gesellschaft ausgeglichen werden. Beim Wassersparen sei man auf einem guten Weg. In seinem Wasserzweckverband gehe der Verbrauch kontinuierlich zurück. „Wir haben jetzt weniger Wasserverbrauch als vor 30 Jahren, aber mit 30 % mehr Einwohnern“.
Beate Grüner bedankte sich für die engagierte Diskussion und verabschiedete die Runde mit dem Wunsch nach mehr Transparenz und Öffentlichkeit zum Thema Wasser.